Aktiv vor und hinter den Kulissen

Der Betrieb der mechanischen Spielstätte mit verschiedenen Kulissen, beweglichen Figuren Licht und Musik begeisterte nicht nur die Besucher, sondern brachte auch neuen Schwung in das Vereinsleben des Fördervereins Industriemuseum Zollern – kurz FIZ. „Das Theater ist sehr außergewöhnlich, und die Bedienung macht richtig Spaß“, zeigte sich Karl-Heinz Paul vom FIZ damals begeistert. Innerhalb des Vereins bildeten sich schnell kleine Gruppen, die mehrmals im Monat das „Eidophusikon“ vorführten und auch bei der folgenden Ausstellung am Ball blieben.  

Fördervereinsmitglieder als „Theatermacher“ – 32 Jahre nach seiner Gründung hatte der Verein damit eine neue Rolle übernommen. „Wir wollen heute aktiv an der Gestaltung der Museumsaktivitäten mitwirken und diese nach Kräften unterstützen“, betont denn auch die Vorsitzende Angela Nieswand.
Angefangen hatte alles ganz anders:  Am 20. November 1982 lud Günter Nieswand, der Vater der heutigen Vorsitzenden, die „Dorfhonoratioren“ zur Gründungsversammlung in sein Arbeitszimmer ein. Im Schulterschluss mit dem damaligen Museumsdirektor Helmut Bönnighausen formulierte Nieswand das wichtigste Ziel: Der Förderverein sollte die Menschen vor Ort ansprechen, um die Identifikation mit dem Museum zu stärken, aber auch um das Haus mit Erfahrungen, Erinnerungen und noch vorhandene Gegenständen aus der Zechenzeit zu bereichern. 

Und natürlich ging es auch darum, Geld zu beschaffen. „Die ersten 500 Mark kamen vom damaligen Dortmunder Bürgermeister Günter Samtlebe“, weiß Angela Nieswand. Für eine gut gefüllte Kasse sorgen aber vor allem die vielen Veranstaltungen, die der FIZ im Schatten der Fördergerüste etablierte. Die Zeche wurde eine gern gesehene Kulisse für publikumswirksame Veranstaltungen und entwickelte sich mehr und mehr zum Forum für das „Dorf“ Bövinghausen und seine Vereine. So tuckerten regelmäßig die historischen Traktoren der H. Lanz-Freunde über das Museumsgelände, die beliebte Party „Beat unterm Förderturm“ lockte über Jahre viele hundert Menschen an, und Max Schautzer moderierte 1995 die ersten Folgen der beliebten Fernsehshow „Immer wieder sonntags“ vor dem Jugendstilportal der Maschinenhalle. 

Die Maschinenhalle wurde schon in den 1980er Jahren Ort der ersten großen Ausstellungen. Beginnend mit dem Volkshochschulprojekt „Spuren der Stadtgeschichte“ (1982) und dem Nachfolgeprojekt „Bövinghausen. Ein Stadtteil entdeckt sich selbst“ wurden Zeitzeugen als Quellen für die Geschichte der Zeche mobilisiert, ihre Erinnerungen dokumentiert. Der FIZ entdeckt bei der Finanzierung dieser Projekte, der mühsamen Erstellung von Förder-Anträgen, der Gestaltung einer Präsentations-Mappe, neue Aufgabenfelder für sich. Eindeutiger Höhepunkt:  1986 bewirtet der Förderverein in der Maschinenhalle 800 geladene Gäste bei der großen Feier zum 40-jährigen Bestehen des Landes Nordrhein-Westfalen. Und Landesvater Johannes Rau eröffnet die Ausstellung „Im Westen was Neues“. „Das ganze Land blickt nach Bövinghausen“, titelte damals die Presse.

Die Zeche war der neue soziale und kulturelle Mittelpunkt Bövinghausens geworden. Der Förderverein hatte zu diesem Zeitpunkt längst die Rolle des Sammelbeckens der örtlichen Vereine übernommen. Auf diesem Höhepunkt seiner Arbeit hatte der FIZ fast 200 Mitglieder, ein großer Teil davon aktiv. Sie bauten den ehemaligen Pferdestall zu einer Gastronomie um und schenkten im „Zolleraner-Treff“ den selbstkreierten Zollern-Tropfen aus. Über den freute sich 1993 auch Helmut Schmidt, als er zur 11. Bezirkskonferenz der SPD-Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen kam.

Dann kam der Wendepunkt in der Geschichte der Zeche und des Fördervereins. Nachdem die Mitglieder über 100 000 Mark und viele Exponate für die Sammlung des Museums zusammengetragen hatten, wurde im Sommer 1999 aus dem stillgelegten Bergwerk endlich das Industriemuseum Zeche Zollern mit Dauerausstellung und geregeltem Betrieb. Damit änderte sich für den FIZ alles. Den Betrieb der Gastronomie Pferdestall übernahmen Profis, die eine Bewirtung der Museumsgäste an allen Tagen gewährleisten konnten. In dem Maße, wie die Zeche regionale Bedeutung erlangte, verlor sie auch ihre Rolle als Dorfmittelpunkt.

Der Förderverein verlor damals den großen Teil seiner Mitglieder. „Wir hatten erreicht, wofür wir gekämpft hatten. Viele hatten das Gefühl, die Mission sei erfüllt“, erklärt Angela Nieswand. „Wir wurden quasi ein Opfer unseres Erfolges.“ Der FIZ ließ es sich jedoch nicht nehmen, weiterhin regelmäßig den „Zolleraner-Treff“ für die ehemaligen Bergleute durchzuführen und das Museum mit Fördergeldern sowie bei Veranstaltungen und Aktionen tatkräftig zu unterstützen. Aktiv sein vor und hinter den Kulissen, das wollen die Mitglieder  – nicht nur, wenn es ums Theaterspielen geht.